aus Soundcheck 9/2000
von
Joachim Schütte
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FENIX FX-4 de Luxe: klingt so gut, wie sie aussieht.
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Fenix FX-4 de Luxe wurde unübersehbar in Anlehnung an Eddie van Halens "Wolfgang"-Signature gebaut. Herausgekommen ist eine moderne, vielseitige Rockgitarre mit einem erstaunlich günstigen Preisschild.
Bei der Konzeption der FX-4 hat man sich ganz ungeniert die Peavey EVH (Eddie Van Halen) "Wolfgang" zum Vorbild genommen. Bis auf die leicht veränderte Kopfplattenform und die korpusseitig zugängliche Halseinstellschraube wurden Design, Materialien und Konstruktionsweise komplett übemommen. Wie das Vorbild ist die Gitarre recht schlicht ausgestattet, stattdessen konzentrierte man sich ganz auf die klangformenden Komponenten. Der Korpus wurde aus drei Stücken Linde, einem relativ weich und warm klingenden Tonholz, zusammengefügt. Die gewölbte Decke ist hier nicht etwa aufgeleimt, wie das edle weiße Binding vortäuscht, sondern aus dem Korpus herausgearbeitet. Insgesamt ist das Instrument sehr handlich und schmiegt sich in jeder Spielposition dem Körper optimal an. Bis auf kleinere Ungenauigkeiten bei Binding und Lackierung ist die FX-4 sauber verarbeitet. Der Hals wurde mittels vier versenkten Schrauben fest mit dem Korpus verbunden. Selbst die obersten Lagen lassen sich problemlos erreichen, da der Übergang vom Hals zum Korpus abgeflacht und verrundet wurde.
Die Halsrückseite ist matt lackiert und fühlt sich auf Anhieb so vertraut an, als hätte man ein paar Jahre darauf gespielt. Durch das flache, aber satte D-Profil bringt das ganze Instrument einen kräftigeren Sound, als das bei superflachen Hälsen der Fall ist. Das relativ dicke Palisandergriffbrett ist mit 22 mittelhohen Bünden bestückt und bietet genügend Platz für Bendings und moderne Spieltechniken aller Art. Die flache Griffbrettwölbung ist hierbei natürlich sehr von Vorteil. Die Bünde sind sauber und gleichmäßig abgerichtet, so dass man eine sehr flache, schnarrfreie Saitenlage einstellen kann. Die Werkseinstellung lässt da noch einigen Spielraum. Die gekapselten Mechaniken wurden etwas versetzt auf der Kopfplatte angebracht. Nicht sehr Service-freundlich ist die Position der Halseinstellschraube. Sie ist leider erst zugänglich, nachdem man den Hals losgeschraubt hat. Zum Glück muss man hier jedoch höchstens bei stärkeren Klimaschwankungen oder einem Wechsel der Saitenstärke nachjustieren. Außerdem bleibt bei der korpusseitigen Anbringung der Spannschraube am bruchgefährdeten Übergang zur Kopfplatte mehr Holz stehen, was im harten Bühneneinsatz durchaus von Vorteil sein kann.
Eine richtige Rockgitarre braucht natürlich ein Vibratosystem. In diesem Fall kommt eine von Floyd Rose lizensierte Version zum Einsatz. Die Werkseinstellung vertrug noch etwas Fine-Tuning, was aber rasch erledigt war. Richtig eingestellt arbeitet das Vibrato mit der für dieses System typischen unerschütterlichen Stimmstabilität. Der Hebel steckt in einer Führungshülse und verbleibt in der gewünschten Position, stört den Spielgenuss allerdings durch gelegentliche Rappelgeräusche. (Der Vertrieb hat aber schon reagiert: Die Führung wird fortan mit einem zusätzlichem Kunststoffring versehen.) Auch die Federn schwingen systembedingt etwas mit, was sich jedoch leicht beheben lässt, indem man ein einfaches Stück Klebeband auf den Federn anbringt.
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Im Trockentest klingt das Instrument relativ laut und überzeugt durch direkte Ansprache sowie einen unerwartet warmen Ton, was dann auch mM verstärkten Betrieb seine Fortsetzung findet. Selbst bei Zimmerlautstärke über einen kleinen Combo gespielt merkt man schon, dass die FX-4 eine reinrassige Rockgitarre mit ungeheurem Druck ist. Vom Sustain und der Fülle her ist der Sound fast schon Les-Paul-ähnlich, wirkt aber durch den aufgeschraubten Ahornhals und das Tremolosystem etwas hohler und drahtiger. Bei den beiden Humbuckern handelt es sich um relativ leistungsstarke Modelle. Sie eignen sich bestens für raue Rockriffs und Solosounds mit viel Sustain. Der Dreiwegschalter ist übrigens im oberen Cutaway befestigt, was den ein oder anderen womöglich beim Two-Hand-Tapping stören könnte. Der Stegtonabnehmer liefert erwartartungsgemäß ein sattes Heavy-Brett. Selbst bei Amps mit eher geringen Gainreserven (z.B. ältere Marshall-Modelle) ist damit ein Sustain-reicher Zerr-Sound zu erzielen. Etwas bluesiger klingt der Hals-Pickup. Bei cleanen Amp-Einstellungen lassen sich dem Instrument warme, singende Jazz-Sounds entlocken, die sich dann mit dem Tone-Regler noch verfeinern lassen. Ehrlich überrascht hat mich, dass diese Gitarre trotz Floyd-Rose-Steg so ein langes Sustain bietet - und das nicht nur bei Hi-Gain-Verzerrung. Wer auf Solosounds a la Gary Moore oder Carlos Santana steht, kommt hier auf seine Kosten. Trotz des hohen Outputs klingen beide Tonabnehmer nie matschig oder undifferenziert. Die Mittelposition bietet sich mit gemäßigtem Output und knackig hohlem Sound für cleane Sounds aller Art an.
Beim Testlauf im Proberaum bei realistischen Lautstärkepegeln überzeugt die FX-4 vollends. Erstaunlich, dass man den Druck einer Les Paul mit einem Strat-ähnlichen Spielgefühl kombinieren kann und trotzdem auf ein Tremolosystem nicht verzichten muss. Bei Pickups aus koreanischer Herstellung mit hoher Ausgangsleistung bin ich sonst immer etwas skeptisch. Doch die Tonabnehmer dieser Fenix geben sich keine Blöße. Der Ton kippt schnell und kontrolliert in singende Obertöne um, und gezielte Feedbacks ergeben sich zwanglos. Es macht mit diesem Instrument ganz einfach Spaß, so richtig loszurocken. - Mittlerweile mischen koreanische Hersteller den Markt ordentlich auf, und zur Freude vieler Musiker fallen jetzt sogar die Gold-(Top-) Preise. Genau der richtige Zeitpunkt, um in ein günstiges Anlageobjekt wie diese Fenix hier zu investieren.
Fazit: Die Fenix FX-4 Gold Top ist eine moderne Rockgitarre mit ansprechendem Äußeren und außergewöhnlichem Klangpotential! Dabei ist sie auch noch sensationell günstig - vergleichbare Qualität aus amerikanischer Fertigung kostet immerhin gut das Dreifache. Die Werkseinstellung wurde den Qualitäten der Gitarre nicht ganz gerecht.
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