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Den Vocoder effektvoll einsetzen

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Kurzweil K2500-Serie
Ja, richtig gelesen, auch Kurzweils K2500 Workstation kann mit einem Vocoder-Feature aufwarten. Wenn Sie als K2500-User bislang noch nicht darauf gestoßen sind oder nichts darüber gehört haben, liegt es nicht etwa an eventueller Unaufmerksamkeit Ihrerseits, sondern ganz einfach daran, daß Kurzweil das seit der KOS-Version V2.80 (ohne KDFX-Board) bzw. V4.04 (mit KDFX) vorhandene Vocoder-Feature in den Untiefen der Display-Menüs regelrecht versteckt hat (s. u.). Noch weniger verständlich erscheint dieser Umstand, wenn man sich von der Leistungsfähigkeit des "K2500-Vocoders" ein Bild gemacht hat. Aus diesen Gründen haben wir uns entschlossen, auf dieses Feature ein wenig detaillierter einzugehen.

Das Vocoder-Feature der Kurzweil Workstation können all diejenigen nutzen, die ein K2500-Modell mit integrierter Sampling-Option und den o.g. Betriebssystem-Versionen ihr Eigen nennen. Diese Betriebssystem-Versionen erweitern den K2500 mit dem sogenannten LIVE-MODE, der die Kurzweil-Workstation dazu befähigt, externe Signale über die Sampling-Eingänge in Echtzeit den Möglichkeiten der Klangbearbeitung des K2500 zuzuführen.

Voraussetzung für den Betrieb des Vocoders sind zunächst: Sie haben den Analog-Input aktiviert, den Source-Parameter (src) auf "external" (ext) und den Mode-Parameter auf "Live In" gesetzt. Rufen Sie ausgehend von dieser Situation die Master-Page auf, drücken den Utility-Softbutton und daraufhin den nicht(!) benannten Softbutton, erscheinen viele kleine Zeichen im Display. Hält man nun den Disk-Taster gedrückt, erscheint auf dem Display die Frage: "This thing can do a vocoder?" und verschwindet wieder, was dem Ganzen obendrein noch eine philosophische Note gibt. Jetzt befindet sich der K2500 im Vocoder-Modus. Übrigens: Durch einfaches Aus- und Einschalten ist der K2500 wieder ganz der Alte - mit dem neuen Update 2.8x bzw. 4.2x wird die Handhabung deutlich vereinfacht.

Wie alles im K2500, so ist auch der Vocoder größtenteils modular aufgebaut und überaus flexibel einzusetzen. Ich beschränke mich daher darauf, nur zwei Möglichkeiten darzustellen. Das erste Beispiel beschreibt einen monophonen 24-Band Vocoder mit 24 separaten Wellenformen für jedes "Slave"-Band, und als zweites Beispiel beschreibe ich einen polyphonen 20- bzw. 14-Band Vocoder mit einer Klangquelle für alle "Slave"-Bänder. Für beide Beispiele wird als "Master"-Signal Sprache verwendet. Die entsprechenden Programme stehen hier zum Download bereit.

Um auch "Nicht-Kurzweilianern" alles verständlich zu machen, hier eine kurze Einführung ins Arbeitsprinzip des K2500: Die KEYMAP im K2500 besteht aus einem oder mehreren ROM- bzw. RAM-Samples. Sie ist im Vergleich zum analogen Synthie der Oszillator. Hinter diesem "Oszillator" kann man nun verschiedene Module schalten (Filter, Distortion, Shaper, Hüllkurven, Amp u. a.). Diese Verkettung bezeichnet man als LAYER. Also ist ein Layer praktisch wie ein Synthesizer, dessen Bestandteile und Struktur anwenderseitig definiert werden können. Ein Klangprogramm im K2500 wiederum kann aus maximal 32 Layern gebildet werden, im SETUPMODE sogar aus 48 Layern.

Im Falle der Vocoder-Programme sind Layer mit ungeraden Nummern für das "Master"-Signal, gradzahlige Layer für das "Slave"-Signal zuständig. Das heißt im Klartext: jedes ungerade Layer moduliert das jeweils nächst höhergelegene (l/2, 3/4, 5/6 usw.). Dabei nimmt jedes Layer eine Stimme des K2500 in Anspruch, womit max. 48 Layer möglich sind. Da man für jedes Band des Vocoders zwei Layer braucht, ist ein 24-Band-Vocoder das Maximum.

Wie gesagt wird der Live-Mode des K2500 benötigt, um externe Signale überhaupt als Klangquelle nutzen zu können. Um einen Standard-Vocoder zu "bauen", bedarf es dann lediglich der Einstellung des LIVE-IN-Parameters in der Sample-Page. Im ersten Beispiel wird je eine KEYMAP für das "Analyse" (#197; L-In) und das "Träger"-Signal (#198;R-In) zugewiesen. Schließt man nun ein Mikrofon am linken Sampling-Eingang an (am besten vorverstärkt, das Signal extrem komprimiert), funktioniert der monophone 24-Band-Vocoder auch schon. Ein externes Träger-Signal wird nicht benötigt, man spielt eine Taste und spricht dazu ins Mikro. Und damit kommen wir zu einem wichtigen Feature, das den K2500-Vocoder von seinen Artgenossen deutlich unterscheidet: jedes ungerade Layer trägt als "Master"-Signal die Stimme und jedes geradzahlige Layer eine individuelle Wellenform für das jeweilige Frequenzband (Sägezahn, Sinus, Rechteck usw.). Genauso könnte man als "Slave"-Signale 2 Drumloops oder 24 andere und verschiedene Samples wählen. Das Gleiche gilt für das "Master"-Signal. Beim Stereovocoder-Setup wurden zusätzlich die Layer der "Slave"-Signale im Stereo-Panorama verteilt.

Neben dieser Möglichkeit läßt sich selbstverständlich auch der "Standard-Vocoder" im K2500 "zusammenbauen". In diesem zweiten Beispiel wird als Trägersignal ein polyphon gespielter Sound benötigt, der von einem anderen Instrument oder natürlich auch vom K2500 selbst zugespielt werden kann. In letzterem Falle muß ein zweites Kabel vom rechten separaten Ausgang vom Ausgangspaar (Output B Right) zum rechten Sampling-Input geführt werden. Da kein internes Audio-Routing möglich ist, muß man diesen Weg gehen, um ein Klangprogramm des K2500 in den rechten Sampling-Input als "Slave"-Signal zu speisen.

Jetzt heißt es wieder, auf die Setup-Page gehen und 20- oder 14-Band-Vocoder wählen (das Setup 24-Band external ist für den Fall gedacht, daß beide Signale also Master und Slave von externen Klangquellen stammen). In diesen Setups (20- bzw. 14-Band-Vocoder) werden drei Klangprogramme auf einem MIDI-Kanal zusammengefaßt. Die ersten beiden haben jeweils 20- bzw. 14-Layer, wobei die ungeraden Layer das "Master"-Signal tragen und die geraden das eingeschliffene Signal des dritten Klangprogramms, welches auf Output B rechts geroutet und in den rechten Sampling-Input rückgekoppelt wurde.

Wie gesagt: K2500-User finden die entsprechenden Patches hier zum Download , wer die Kurzweil-Workstation zum Ausprobieren der Patches gerade nicht griffbereit hat, kann sich einen Eindruck anhand der Vocoder-Demo im MP-3 Format verschaffen.

Und noch ein paar wichtige Hinweise für experimentierfreudige K2500-Power-User: Durch den "Vocoder-Betrieb" werden neue Algorithmen aktiviert, was zur Folge hat, daß bestimmte Filtertypen umgewandelt werden. Von dieser Wandlung sind im einzelnen LOPASS2, LPCLIP, 4 POLE LOWPASS W/SEP und 4 POLE HIGHPASS W/SEP betroffen. Sie arbeiten nun als Envelope-Follower oder sind für die Gain-Multiplikation zuständig. Die AMP PAGEs und OUTPUT GAINs der "Master"-Layer sind nicht mehr aktiv. Sie werden bei eingeschaltetem Vocoder-Feature von ihren "Slave"-Pendants geregelt.

Um die Klangcharakteristik des Vocoders umzugestalten, gibt es unzählige Möglichkeiten. Beispielsweise lassen sich Frequenzen der einzelnen Vocoder-Bänder verändern. Sie können z. B. alle Frequenzen in den Bereich um 1kHz bringen, um die Sprachverständlichkeit zu erhöhen. Ebenso ist es möglich, die "Master" und "Slave"-Frequenzen getrennt voneinander zu verändern, was drastische Klangveränderungen herbeiführen kann. Auch die jeweilige Bandbreite der einzelnen Bänder kann man verändern. Sämtliche Änderungen können für die "Master" und "Slave"-Layer getrennt vorgenommen werden.

Des weiteren können die Geschwindigkeiten der Envelope-Follower beeinflußt werden, was sich mittels entsprechender Justage der Frequenzen von LOWPASS2 in den ungradzahligen und LPCLIP in den gradzahligen Layern bewerkstelligen läßt. Für die gerade genannten Anwendungen sind in den Programmen bereits Controller zugeordnet. MIDI Controller #6 steuert die Geschwindigkeit der Envelope-Follower, MIDI Controller #12 steuert die Bandbreite und MIDI Controller #13 erhöht die Bandfrequenzen der "Slave"-Layer (PitchShift Effekt).

Mit diesen Beispielen sind die Möglichkeiten allerdings noch lange nicht erschöpft. So richtig nett wirds, wenn die Bandpass-Module der "Slave"-Layer durch andere Module ersetzt werden wie z. B. durch DISTORTION, SHAPER, NOTCH FILTER, WRAP etc. oder Kombinationen aus LOPASS + DISTORTION, HIGHPASS+WRAP usw. Nicht außer Acht lassen sollte man bei all den erwähnten Beispielen, daß sämtliche Module in Echtzeit über eine Vielzahl von Controllern zu steuern sind.

Na, Appetit bekommen? Dann möchten Sie sicher wissen, was der Spaß kostet. Und hier die Überraschung: das Update steht hier zum kostenlosen Download bereit.

War das Vocoder-Feature im o.g. System-Update noch völlig undokumentiert, wird es mit der angekündigten Version 4.3x (mit KDFX) 1 bzw. KOS 2.9x "offizieller" Bestandteil des Instruments.

aus Keyboards 07/99 - von Jens Dibowski

1 mittlerweile in Version 4.48 verfügbar

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