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Kurzweil
K2000 VP

Synthesizer/Sampler-
Workstation

Über den K2000 sowie seinen großen Bruder K2500 sind allein in unserem Magazin inzwischen acht Tests veröffentlicht worden. Die K2000-Serie wurde wie kaum ein anderes Produkt auf Herz und Nieren geprüft, die Klangarchitektur erläutert und bewertet, die Soundauswahl beurteilt, Stärken hervorgehoben und Schwächen herausgestellt - was bleibt also noch zu sagen?

Kai Voss

  K2000 VP Blue Design KEYBOARDS Logo



08/98

Testbericht
K2000 VP
  Einiges! Weniger, daß der K2000 VP nun durch sein blaues Outfit auffällt als durch seine veränderten ROM-Programme, eine große "Beipack-Soundlibrary", serienmäßigen 2 MB Sample-RAM, sowie ein stark nach unten korrigierter Preis ("Street-Preis" deutlich unter DM 3000.-) sollen Anlaß dafür sein, den Dauerbrenner noch einmal auf den Prüfstand zu hieven und ihn unter Berücksichtigung dieser Veränderungen erneut zu checken.

Grundarchitektur


Ohne die bereits erschienenen Tests in allen Einzelheiten aufzuwärmen, in Kürze die "Eckdaten" des K2000 VP: Der K2000 VP verfügt über eine 24-stimmige Klangerzeugung nach dem VAST-Prinzip. Hauptmerkmal dieser "variablen Klangarchitektur" ist, daß die Klangerzeugung sowohl den Import als auch die Verarbeitung und Editierung von eigenen, Roland-, Ensoniq-, WAV-,AIFF- und Akai-Sampledateien ermöglicht. Die Fremdsamples können dann mit der internen Klangverarbeitung kombiniert werden - das macht einen Großteil des Reizes der K2er aus.

Der Datenimport ist allerdings nicht nur via Diskettenlaufwerk sondern auch über die vorhandene SCSI-Schnittstelle (interne und externe Festplatten, CD-ROM-Laufwerk usw.) möglich. Hier bieten sich enorme Möglichkeiten: Koppelt man den K2000 VP über den SCSI-Bus mit Mac oder PC, kann man lustig Sounds zwischen Computer und Kurzweil hin und her schaufeln. Anwendungsgebiete sind unter anderem das "Sharen" (gemeinsame Benutzen) von Festplatten oder auch der Download von Sounds aus dem Internet zur direkten Verfügbarkeit. Genauere Infos zum HD-Sharing finden Sie im Test des K2000 V3.0 in KEYBOARDS 3/95.

Unter anderem auf der Web-Page http://sweetwater.com/k2/scsiinfo.html werden die unbedingt notwendigen Ratschläge gegeben, um gefahrenlos Rechner und K2000 miteinander kommunizieren zu lassen. Ganz wichtig zu wissen ist hier, daß auf keinen Fall 2 CPUs gleichzeitig auf die Festplatte zugreifen dürfen.

K2000 VP Blue Design

Zu guter Letzt bietet der K2000 VP in seiner "Grundausbaustufe" noch eine digitale Effekteinheit, die pro MIDI-Kanal aktiviert oder deaktiviert werden kann. Es steht also lediglich ein Effekt für alle Kanäle zur Verfügung. Die werkseitig mitgelieferten 37 Effektprogramme klingen recht gut und sind auch für gehobene Ansprüche brauchbar. Es muß allerdings keineswegs bei diesen 37 Effektgrammen bleiben. Auch hier bietet sich die Möglichkeit nachzutanken.

Der Vollständigkeit halber sei noch darauf hingewiesen, daß die Ausgänge des K2000 VP als Inserts ausgelegt sind, das heißt, über ein Stereo-Insert-Kabel können trockene Signale über die Ausgangsgruppe A abgegriffen, über externe Effekte bearbeitet und schließlich K2000 wieder zurückgeführt werden. Das extern bearbeitete Signal steht dann am Mix-Ausgang zur Verfügung.

Memories


Alles braucht heutzutage Speicher - auch der K2000 VP. Er wird ab Werk mit 2 MB SampleRAM ausgeliefert und ist auf max. 64 MB aufrüstbar. Eine maximale Speicheraufrüstung erfordert allerdings den Einsatz von 16-MB Modulen, was sich in der Praxis als nicht ganz problemlos erwiesen hat. Denkt man über einen Vollausbau des Speichers mit 16-MB Modulen nach, empfehle ich dringend für den Kurzweil getestete Speicher zu kaufen (der Musikalienhändler ist dafür sicher die beste Adresse). Möchte man, um ein paar Mark zu sparen, den Speicher lieber im Computerladen erwerben, kann es passieren, daß sich der vermeintlich günstige Deal im Nachhinein als schlechtes Geschäft entpuppt. Firmen wie Mutec, Synthax und Syntec bieten 16-MB SIMMS (30 Pin) an, die für ca. DM 90,- pro 16-MB-Baustein im Handel erhältlich sind. Gegenüber dem zur Zeit normalen RAM-Preis von ca. DM 60,- pro 16 MB (PS2) hält sich die Investition für den K2000-Ausbau also durchaus in Grenzen.

Neue Sounds intern


Zur Erinnerung: Der K2000 verfügt über 200 ROM-Programme, die er fest im Speicher hält (wie der Name ROM-Programme schon vermuten läßt). Während die Speicherplatzgröße geblieben ist, hat sich der Inhalt geändert. Hier hat er von seinem großen Bruder, dem K2500, gelernt und die Soundbelegungen des ROM-Bereichs übernommen.

Bedienfeld K2000 VP

Die Pianos sind hierfür ein gutes Beispiel. Sie klingen deutlich realistischer als in der Ur-K2000-Version. Hier gefällt mir besonders gut, daß nicht im Sinne der Effekthascherei ein unrealistischer Obertonbereich addiert wurde, und das Piano so klingt wie es natürlicherweise zu klingen hat: nicht schrill und obertonüberfrachtet sondern realistisch. Das DYNO-E-Piano klingt herrlich "glockig" und perlt einem munter entgegen. Im STRING- und PAD-Bereich findet man von der gelungenen Orchester-Streicher-Sektion bis zum phasenmodulierten Stringpad alles was man als musikalische Auslegeware (Teppich) benötigt. Besonders hervorheben möchte ich hier die Sounds PADIFIER, SLO FLANGE STRINGS und BIG STRINGS.

Die Drumsektion ist mit fast einem Dutzend kompletter Sets und einiger Loop-Sounds üppig bemessen. Hier sei allerdings erwähnt, daß nicht jedes Set über komplett neue Samples verfügt (vielfach werden ein und dieselben Samples mit anderen Filtereinstellungen verwendet).

Die Bässe sind allesamt gut (es ist für jeden Geschmack etwas dabei). Die Moog-Bässe, denen über den Data-Slider Cutoff Frequency bzw. Resonance addiert werden kann, könnten allerdings einen deutlich krasseren Umgang mit diesen Parametern vertragen. Hier ist der Heimwerker gefragt (dies ist ein guter Weg sich mit kleinen Schritten der Soundprogrammierung des K2000 VP zu nähern): Die ab Werk getroffenen Einstellungen übernehmen und die Werte von Cutoff und Resonance deutlich erhöhen - schon lacht das Raverherz.

Neue Sounds extern


Im Beipack des K2000 VP befinden sich als Goodie 31 Disketten, die jeweils 20 - 100 Sounds enthalten - Die Quantität stimmt also schon mal.

Bei den beigepackten Disketten handelt es sich ausschließlich um E-Sounds, welche die alten "Saurier" emulieren. Von Mini- über Memorymoog bis Arp Odessey ist hier alles zu finden, was einst und auch heute Rang und Namen hat(te).

Rückansicht K2000 VP

Aus nostalgischen Gründen begann ich beim Durchforsten der Sounds mit den MiniMoog-Bässen. Sie reichen nah an das Original heran. Schon hier - und im späteren Verlauf leider auch bei den restlichen Programmen - fiel allerdings auf, daß die Programmierer auf die Möglichkeit verzichtet haben, die Sounds "kurzweilspezifisch" zu programmieren. Filtermodulationen oder ähnliche klangbeeinflussende Effekte sind weder direkt über das Mod-Wheel, noch über den Data-Slider zu beeinflussen. Statt dessen findet sich bei fast jedem Sound nur die "übliche" LFO-Modulation auf dem Mod-Wheel und eine Steuerung des Effektanteils auf dem Data-Slider.

Auch wenn das Grundmaterial durchaus in Ordnung geht, ist es etwas zu viel verlangt, bei jedem Sound vor Gebrauch noch einmal selbst Hand anzulegen. Den K2000 VP als reine Presetmaschine zu gebrauchen, käme zwar dem bekannten "Perlen vor die Säue werfen" gleich, Werksprogramme jedoch sollten besser pogrammiert sein.

Daß es von Kurzweil auch bessere Sounds gibt, zeigen die optional erhältlichen Disketten der KD-Serie (KD-1 - KD-8). Sie sind demgegenüber eine wahre Offenbarung und lassen jedem Elektroniker das Herz aufgehen. Wir notieren also an dieser Stelle: Ein deutlicher Plus-Punkt für das neue ROM, ein Minus-Punkt für die Qualität der mitgelieferten Disketten.

Nutzwert des neuen Alten


Ein Gerät, daß seit ca. 6 Jahren auf dem Markt ist und nun in leicht modifizierter Form neu aufgelegt wird, muß sich die Frage nach der Aktualität und dem an den gewachsenen Ansprüchen und technischen M?glichkeiten gemessenen Gebrauchswert stellen lassen.

Es ist immer schwer ein Pauschalurteil oder eine generelle Empfehlung zu geben, viel zu unterschiedlich sind die individuellen Anforderungsprofile. Angenehm leicht fällt mir diese Aufgabe beim K2000 VP: In seiner Grundausstattung ist er ein vollwertiger Synth mit 8 MB ROM und 2 MB Sample-RAM, Sample-Editing, Sequenzer, Effekteinheit, Diskettenlaufwerk und SCSI-Schnittstelle.

Wer damit nicht genug hat, kann den Speicher erweitern, ein Sampling-Interface einbauen, ROM-Boards nachrüsten (ROM-1, Orchester und ROM-2, Pop und Ethno), PRAM-1 nachrüsten (Programm-Speicher für eine Anzahl von bis zu 999 Programmen), sowie den Sampling-Speicher auf max. 64 MB aufrüsten. So gerüstet, tanzt der K2000 VP auch heute noch mit Bravour auf jeder Hochzeit.

Fazit


Kurzweil hat mit dem K2000 VP ein seit Jahren erfolgreiches Konzept noch attraktiver gestaltet. Die Qualität der beigepackten Disketten ist zwar nicht berauschend, das neue ROM-Board hingegen bedeutet eine deutliche Aufwertung.

Hat man die teilweise im Detail verborgenen Möglichkeiten des Kurzweil erst einmal entdeckt, wird man so schnell nicht mehr von diesem Gerät lassen können. Gerade für moderne elektronische Musik ist der K2000 VP eine hervorragende Wahl. Wer sich in diese Bereich tummelt, kann dann auch mit der für heutige Begriffe mageren Polyphonie leben. In Anbetracht der Tatsache, daß die Lieferbarkeit der veralteten 16-MB-Bausteine gesichert zu sein scheint, gehört der K2000 VP weiterhin zu den interessantesten Geräten am Markt.

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