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In Sachen Fußbass kann das Mark 12 keiner Orgel das Wasser reichen, doch ansonsten bietet Kurzweil’s Nobelpiano mit Begleitautomatik eine ganze Menge - sogar eine echte Zugriegelsektion.
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06/97

Testbericht
Mark 12
  Klavier mit Extras

Orgeln sind was Wunderschönes, doch sie brauchen Platz, kosten viel Geld und sind eigentlich nur etwas für wirkliche Fußbass-Spezialisten. Wer es eine Nummer kleiner will, sollte mal über ein Digitalpiano nachdenken. Unser Testgerät, das KURZWEIL Mark 12, kann es jedenfalls vorn gefälligen Äußeren über die Qualität der Sounds und Styles bis hin zur raffinierten Begleitautomatik und aufwendigen Verstärkeranlage mit so mancher großen Orgel aufnehmen. Eine komfortable Zugriegelsektion ist inklusive. Doch bleiben wir zunächst beim Klavier, und da kommt es als erstes auf die Tasten an. 88 sind’s, und wie bei anderen Topmodellen auch, wird beim Mark 12 eine Hammermechanik simuliert, wobei man den Anschlag in sieben Stufen regulieren kann. Das ist zwar technisch weniger anspruchsvoll als die Kornplett-Mechanik etwa des neuen HybridPianos von KURZWEIL. Trotzdem: Man fühlt sich gleich, als säße man an einem wirklichen Flügel, außer, man dreht den Ton ab, denn dann klappert’s laut und deutlich. Aber das machen auch die Konkurrenten, und ohne Ton spielt es sich sowieso nicht so gut. Das Flügel-Gefühl kommt natürlich auch über das, was da erklingt, und die Piano-Sounds des Mark 12 sind eine richtige Ohrenweide.

Tom Becker

Sounds


Der Anschlag einer Taste ruft ein Sample ab, und dieses Sample stammt beispielsweise von einem Steinway-Flügel. So klingt es denn auch, wobei dieser Flügel nicht allein steht: Allein 21 verschiedene Pianos kann man per Knopfdruck wählen, vom intimen Klavierklang über das Honky-Tonk-Piano bis zum Concert Piano, das die gute Stube in die Carnegie Hall verwandelt.

Aber natürlich hat man mit dem Mark 12 nicht nur einen bestens ausgestatteten Piano-Salon im Kasten, sondern gleich ein ganzes Orchester mit allen nur denkbaren Instrumenten. 496 Klänge warten auf den kreativen Einsatz und nochmal 17 Drum-Sets, die jede Taste in eine Trommel, ein Hi Hat oder etwa eine Triangel verwandeln. Sounds sind Geschmacksache: Der eine will ein überdeutliches Anblasgeräusch beim Saxophon oder der Flöte, der andere eher den puren Klang. Das Mark 12 gibt jedem seines: Ob Jazz-Gitarre oder Synthesizer, Pan-Flöte oder Violin-Solo - das Stirnrunzeln kommt nicht wegen der Sounds, sondern höchstens, wenn man mal wieder voll daneben haut.

Besondere Mühe hat man sich bei KURZWEIL mit den Orgeln gegeben. So genügt ein Knopfdruck auf Edit Drawbars, und schon verwandeln sich die neunmal vier Tasterreihen, mit denen man eigentlich die Sounds einstellt, in die Zugriegelsektion einer 9-chörigen Orgel, deren Klang man wie beim Original in allen Registem einstellen kann. Nun gibt sich der verwöhnte Kenner ja auch im wirklichen Leben nicht mit einer Harnmond zufrieden, und KURZWEIL trägt dem Rechnung. indem man gleich sechs Zugriegel-Orgeln eingebaut hat. Dabei fehlen naturlich auch die passenden Effekte nicht, wie man sie vom Leslie-Kabinett her kennt.

Begleitautomat


Der Begleitautomat des Mark 12 liefert pro Style eine Drum- und eine Baßspur, dazu weitere drei Begleitspuren, die mit den verschiedensten Instrumenten-Linien belegt sind. Alle Spuren lassen sich jederzeit auf Knopfdruck stummschalten: für Baß, Drums und Background gibt es jeweils einen Schieberegler zur Anpassung der Lautstärken an das Live-Spiel. Nun ist dieser Begleitautomat weniger dafür gedacht, die Hitparaden-Titel rauf und runter zu spielen, sondern dient vielmehr als allzeit bereite Band für den engagierten Pianisten, der hier seine ersten Erfahrungen als Band-Keyboarder sammeln kann.

Zur Wahl der Styles gibt es rechts neben dem Display 12 Taster, die von Big Band über Country bis Dance beschriftet sind. Darunter verbergen sich jeweils unterschiedlich viele Begleitrhythmen, die man mit dem Page-Down-Taster unterhalb des Displays erreicht. Insgesamt verbergen sich hier mehr als 60 Styles, wobei natürlich weitere Begleitmuster einfach von der Diskette dazu geladen werden können. Außerdem gibt es die Möglichkeit, eigene Begleitrhythmen zu erstellen, da sich jeder Style beliebig editieren und nach getaner Arbeit auch wieder abspeichem lässt. Damit das so Gespielte auch tatsächlich paßt, muß das Piano aus den jeweils gespielten Akkorden seine Begleitlinien erstellen, und auch hier ist das Mark 12 souverän: Es erkennt 19 verschiedene Akkord-Varianten und gibt sich auch bei Akkord-Umkehrungen nicht geschlagen. Nachdem auf diese Weise gleich eine ganze Reihe von Klängen auf einmal erklingen und man dieses Orchester auch noch durch das Übereinanderlegen von Stimmen erweitern kann, sorgt beim Mark 12 eine 32-stimmige Polyphonie dafür, daß auch dem großen Orchester nicht die Puste ausgeht.

Nun muß man, um ein solches zum Klingen zu bringen, übrigens kein Meister sein, denn im Mark 12 gibt es auch eine ganze Reihe von Spielhilfen. Das fängt an mit der Anyone-CanPlay-Funktion, bei der alle gedruckten Tasten zum jeweiligen Akkord passen, geht weiter mit den EDU-Games, über die man Intervalle oder Tonfolgen nachspielen lernt, wobei das Feedback vom Piano kommt. Höhepunkt schließlich ist der komfortable Arpeggiator, mit dem sich auf sieben verschiedene Weisen rhythmische Muster erstellen lassen.

Effekte


Die Effektabteilung bietet zum einen vier Hall-Arten von Room bis Space, zum anderen vier Effekt-Gruppen, die unter den Überschriften Chorus, Rotary, Echo und Special eine Vielzahl verschiedener Effekte liefern. Beide Effektgruppen kann man beliebig kombinieren, um sich so den besten Sound für das spezielle Instrument in jedem beliebigen Raum zu basteln. Das ist zwar ein bißchen Arbeit, doch eine, die sich lohnt - denn die Kombination der beiden Effektprozessoren wertet die ohnehin brillanten Sounds noch einmal enorm auf. Nicht umsonst schleppt der echte Hammond-Spieler noch heute das schwere Leslie mit auf die Bühne, und auch im Mark 12 ist die Simulation rotierender Lautsprecher das Salz in der Suppe der Orgel-Sounds. Dabei kann man das Rotationstempo wählen und den Effektanteil.

Sequencer


Das Mark 12 ist mit einem komplexen Recorder ausgestattet, mit dem man auf Knopfdruck das eigene Spiel aufnehmen kann. Doch dies belegt nur eine Das Mark 12 im Flügeldesign: Mark 152 von insgesamt 16 Spuren, die man einzeln nacheinander aufnehmen kann. Dabei kann man sich beispielsweise Schlagzeug oder Baß auch einfach von einem der Styles der Begleitautomatik holen. Aber natürlich lassen sich die Kompositionen oder Arrangements auch ganz manuell einspielen. So verwandelt etwa ein Druck auf den Drum-Taster die gesamte Klaviatur in ein riesiges Schlagzeug, dem es von den großen Trommeln bis hin zu den Becken an nichts fehlt. Nachdem nun bei einer solchen Aufnahme nicht die wirklichen Töne aufgezeichnet werden, sondem nur die jeweiligen MIDI-Informationen, kann man die so erstellten Aufnahmen auch nachträglich noch in vielerlei Weise bearbeiten. Das geht bequem auch am Computer mit einem entsprechenden Sequenzer-Programm, wenn man seinen Song einfach in den MIDI-File-Formaten 0 oder 1 auf eine Diskette abspeichert und dieses MIDI-File am Computer einliest oder gleich das Piano mit dem PC über ein MIDI-Kabel verbindet.

Aber auch am Mark 12 selbst kann man beispielsweise im nachhinein das Tempo des aufgezeichneten Musikstücks verändern oder gar bei einer bestimmten Spur ein Instrument durch ein anderes ersetzen. Auch läßt sich die Aufnahme nachträglich quantisieren, wodurch Unsauberkeiten beim Einspielen korrigiert werden. Übrigens kann man auch innerhalb der einzelnen Spuren spätere Korrekturen vomehmen. also etwa unsauber eingespielte Takte nochmal überspielen, ohne daß man gleich die ganze Spur neu aufnehmen muß. Und das Schönste bei der ganzen Geschichte: Um mit dem Recorder zurechtzukommen, braucht man weder ein Ingenieur-Studium noch einen Crash-Kurs, denn die Bedienung ist einfacher als die mancher Stereoanlage.

Verstärkung


Das Mark 12 verfügt über eine aufwendige und leistungsfähige interne Verstärkung. Die tonale Basis schaffen zweimal 50 Watt für den Baßbereich und die dazugehörigen Tieftöner in geschlossenen Boxen-Gehäusen. Ein Aufwand, der sich lohnt, denn als Resultat kommen auch die tiefen Klaviertöne nicht nur druckvoll genug, sondem sind auch noch als Klaviertöne zu erkennen. Und das ist selbst bei Digitalpianos der Oberklasse nicht selbstverständlich. Mit einer Verstärkung von zweimal 15 Watt für die Hochtöner läßt sich aber auch dieses Frequenzspektrum angemessen übertragen. So wird man den Lautstärkeregler selten über die Mittelstellung hinausbewegen, außer um die Nachbarn zu ärgern oder eine Turnhalle zu beschallen.

Fazit


Nur zum Klavierspielen ist das Kurzweil Mark 12 viel zu schade. Seine vielen zusätzlichen Sounds, besonders die Zugriegel-Orgeln, aber auch sein Begleitautomat und der 16-Spur-Sequencer machen aus ihm ein Allround-Instrument erster Güte, an dem vom KIavierschüler über den erfahrenen Pianisten, vom Swing-Fan bis zum emsthaften Komponisten jeder seine Freude haben dürfte.
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